Psychische Belastungen in der Ehe und was Sie selbst tun können

Psychische Erkrankungen sind heutzutage ein so wichtiges Thema wie nie zuvor – insbesondere bei Berufstätigen zeichnet sich ein deutlicher Anstieg im Vergleich der vergangenen Jahre ab. So stieg die Zahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen von 2006 bis 2016 um mehr als 50 % und die Zahl der Arbeitsunfähigkeits-Tage aufgrund dessen um knapp 80 %. Es wäre also nicht einmal ungewöhnlich, wenn Sie bei Ihrem Partner – oder vielleicht auch sich selbst – ein verändertes Verhalten oder gedrückte Stimmung wahrnehmen. Die Personen, welche einem am nächsten stehen, bemerken solche Veränderungen oft zuerst. Manchmal sogar, bevor Betroffene sie selber erleben. Daher wissen Sie als Ehepartner meist am besten, wenn es Ihrem Partner schlechter geht.

Doch leider äußern sich psychische Belastungen und Erkrankungen nicht nur in gedrückter Stimmung oder Niedergeschlagenheit. Fragen Sie sich vielleicht, warum Ihr Partner in letzter Zeit so gereizt ist, die Kinder andauernd anschreit oder kein Interesse mehr an Intimität zu haben scheint? Auch das können Anzeichen von psychischem Stress sein. Die Gründe dafür sind meist von ganz alltäglicher Natur – beruflicher Stress, Überforderungen im Sozialleben wie Konflikte im Freundeskreis, anstehende Veränderungen oder vergangene Belastungen, die an die Oberfläche gekommen sind. Um diese zu identifizieren, bedarf es ein offenes Ohr und viel Verständnis.

Psychische Belastungen in der Ehe und was Sie selbst tun können
Psychische Belastungen in der Ehe und was Sie selbst tun können

Kommunikation und Ehetherapie

Doch wie der Ehepartner psychische Probleme der besseren Hälfte meist zuerst merkt, leidet er ebenso sehr darunter. Falls Sie sich vielleicht Sorgen um die Gereiztheit Ihres Partners machen, den Alkoholkonsum, die Antriebslosigkeit oder ständiges „Schwarzsehen“ – suchen Sie dringend das Gespräch. Auch wenn es einen selbst wütend machen kann und viele das Gefühl haben, dass sie alle Negativität vom Partner „abbekommen“, liegen die Hintergründe in vielen Fällen nicht in der Beziehung selbst. Sie leidet nur darunter. Umso wichtiger ist es, sich umeinander zu kümmern – selbst wenn der Partner verschlossen wirken mag oder es Sie vielleicht verletzt, wie er oder sie sich Ihnen gegenüber verhält. Auch die gesundeste Psyche hält manchen Belastungen des Lebens einfach nicht stand. Sie können dafür meist genauso wenig wie Ihr Partner. Und auch wenn sich das Problem selten durch Reden allein löst, ist der erste Schritt durch Kommunikation und füreinander da sein getan.

Anschließend kann eine individuelle Psychotherapie helfen. Ein Gespräch mit einem Experten, der sich der persönlichen Probleme Ihres Partners annimmt, führt in den meisten Fällen zu einer besseren und langfristigeren Lösung als Beratungsgespräche oder simples Abwarten. Dasselbe gilt, falls Sie und nicht Ihr Partner betroffen sind. Zögern Sie nicht, sich professionelle Hilfe zu suchen – die meisten Menschen beim Psychologen sind geplagt von alltäglichen Sorgen und Ängsten, die nur menschlich sind. Manchmal bedarf es zur Bewältigung dieser dann Hilfe von einer außenstehenden Person, welche nicht der Partner ist und somit neutraler und offener auf die Situation blicken kann. Insbesondere, wenn es sich um ernste psychische Erkrankungen handelt.

 

Der Umgang mit psychischen Problemen des Partners

Füreinander können Sie beide trotzdem etwas tun. Psychische Probleme sucht sich keiner aus, doch den Umgang damit kann man erlernen. Allzu negatives Verhalten ihres Partners müssen
nicht tolerieren. So können Sie beide vereinbaren, das nächste Mal in schwierigen Momenten sich Zeit zu nehmen, um miteinander zu reden – anstatt sich anzuschreien oder aus dem Weg zu gehen. Besprechen Sie Bewältigungsmöglichkeiten, falls der Partner das nächste Mal unter Stress steht, und wählen Sie Aktivitäten zur Entspannung, welche Sie beide gerne machen. Schaffen Sie neben dem Alltag schöne Momente und Zeit für sich beide, damit Sie als Ehepartner in schweren Zeiten füreinander da sind – bei psychischen Belastungen kann die Beziehung schützen, anstatt daran zu zerbrechen. Vergessen Sie nur Ihre eigene Gesundheit bei all dem nicht. Auch Ihnen als Angehöriger kann ein beratendes Gespräch helfen.
Glauben Sie allerdings ernstlich, körperlich oder psychisch misshandelt zu werden oder in einer toxischen Beziehung gefangen zu sein, suchen Sie sich dringend professionelle Hilfe – Anlaufstellen sind unter anderem das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ beziehungsweise „Gewalt gegen Männer“ oder die Telefonseelsorge.

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