Die perfekte Ehe? Warum andere kein Vorbild für die eigene Beziehung sein sollten

Wie oft sehen wir auf Instagram, YouTube und anderen sozialen Netzwerken Bilder und Videos von perfekten Paaren. Paare, die von ihrem gemeinsamen Leben voller Glück berichten; Paare, die bereits jahrelang zusammen sind und genauso verliebt wie am ersten Tag; Paare, die ein Familienleben ohne Streit und Probleme führen. Bestimmt haben wir alle schon einmal solche Paare gesehen. Oder vielleicht kennen wir sogar einige aus unseren Bekanntenkreisen. Doch dieser Schein der perfekten Beziehung trügt oft. Natürlich will ich nicht unterstellen, dass die eben genannten Paare nicht verliebt sind oder ein Leben voller Glück führen. Aber die „perfekte Beziehung“ existiert nicht. Ebenso wenig existiert eine Beziehung gänzlich ohne Konflikte oder gelegentliche Streitereien. Manche Paare haben es vielleicht einfacher als andere, doch selbst in der besten Ehe läuft die Beziehung nicht immer einwandfrei. Wenn zwischen dem einen perfekten Influencer-Paar nämlich auf einmal Schluss ist, ist die Überraschung groß. Was perfekt schien, hatte nun mal auch seine Ecken und Kanten. Insbesondere von Vergleichen der eigenen Beziehung mit anderen sollte man selbst absehen. Warum uns das nicht glücklich macht, sondern eher das Gegenteil bewirkt, erläutere ich nun genauer.

 

Es ist Fakt, dass wir bei anderen Menschen nicht hinter die Kulissen sehen können.

Gerade die Paare, dessen Beziehung als „perfekt“ gilt, werden meistens nichts über negative Momente berichten.
Wenn Sie sich vergleichen, werden Ihnen nur Dinge auffallen, die Sie gerade nicht haben. Sie bekommen den Eindruck, der andere Partner sei womöglich viel liebevoller und zuvorkommender als Ihr Partner. Wir Menschen fokussieren uns so gerne auf die negativen Dinge anstatt die positiven. Doch im Vergleich mit anderen betrachten Sie einen Menschen, der womöglich gar nicht zu Ihnen passt – und zudem ein unrealistischer Partner ist. Wir werden niemals den Partner finden, der genau und ausschließlich die Eigenschaften hat, die wir uns wünschen – dazu müssten wir uns schon selbst heiraten. Dabei wäre nicht einmal unser eigenes Selbst der perfekte Partner.

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Die perfekte Ehe?

Warum also Ansprüche an jemanden stellen, die man nicht einmal selber erfüllen kann?

Jeder Mensch ist einzigartig. Es gehört also dazu, den Partner sowie Freunde und Familienmitglieder, aber auch sich selbst so zu akzeptieren, wie die Person ist. Man kann natürlich an gewissen Aspekten arbeiten. Wenn Ihr Partner beispielsweise andauernd unpünktlich ist, kann man das durchaus ändern. Aber um diese Kleinigkeiten geht es nicht. Sie werden auch mit einem Partner zufrieden sein müssen, der Ihre Ansprüche nicht zu 100 Prozent erfüllt. Genau diese Ecken und Kanten macht uns Menschen doch überhaupt aus. Sich andauernd zu sagen „aber es könnte doch einen besseren geben“ wird Sie nicht glücklich machen. Es wird vielmehr dazu führen, dass Sie sich vor allem auf die negativen Seiten Ihres Partners konzentrieren und somit ein negativeres Bild von ihm bekommen. Und genau auf diese Weise sabotieren Sie sich selbst, sodass Sie unzufrieden mit Ihrer Beziehung werden. Natürlich ist ein Vergleich in selten Fällen trotzdem sinnvoll – beispielsweise bei gewalttätigen oder missbräuchlichen Partnern. In diesen Fällen sollten Sie sich dringend Hilfe bei professionellen Anlaufstellen und einem Therapeuten suchen. Hier soll es aber nicht um solche Extremfälle gehen.

 

„Perfekt“ ist sowieso niemand.

Weder gibt es den perfekten Partner, noch nie perfekte Beziehung. So können Sie gut zusammenpassen und harmonieren, aber dennoch Streits und Konfliktthemen in Ihrer Ehe haben. Auch mit Streitereien kann man eine bessere Ehe führen, als Paare, die sich gar nicht streiten. Die Abwesenheit von Konflikten zeugt nicht immer von Harmonie, sondern manchmal auch von
Desinteresse gegenüber den Bedürfnissen des Partners. Durch Konflikte entsteht Wachstum. Und lösen Sie ihre Konflikte gemeinsam, werden Sie gemeinsam wachsen.
Ein Beispiel an anderen kann man sich natürlich nehmen, das kann der eigenen Ehe sogar helfen. So könnte man Strategien der Konfliktbewältigung von anderen Paaren abschauen, oder praktische Regelungen zur Aufteilung von alltäglichen Aufgaben. Inspiration bei einzelnen Dingen ist nützlich, Vergleiche der gesamten Beziehung schaden dagegen.
Konzentrieren Sie sich also lieber auf die positiven Seiten Ihrer Beziehung. Sie beide sind einzigartig und haben Ihre ganz eigene Harmonie. Andere können als Beispiel dienen, aber niemals als Vergleich. Dazu wissen Sie zu wenig über diese, und eine Vergleichsgrundlage gibt es sowieso nicht – schließlich sind Sie alle verschiedene Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen. Halten Sie Ihren Fokus also lieber ganz bei sich und Ihrem Partner, denn Sie beide sollten für Ihre Beziehung die wichtigsten Menschen sein.

 

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