Der Partner als Spiegel des eigenen Selbst – was zeigt uns der Partner, was man selbst nicht sieht?

Wir kennen es vermutlich alle oder haben es zumindest schon mal gehört: wenn wir uns mit einer Person unterhalten und diese sympathisch finden, beginnen wir, bestimmte Körperhaltungen oder Mimik und Gestik dieser zu spiegeln. Dieses Phänomen findet sich auch in Partnerschaften wieder, jedoch in einem etwas anderen Ausmaß. Das Erkennen dieses Spiegelphänomens kann zudem nicht nur bei der Paarberatung oder Selbsttherapie helfen, sondern auch dabei, die eigene Wahrnehmung von sich selbst auszubalancieren und persönliche Baustellen ausfindig zu machen.

Jeder Mensch hat eigene Werte und Glaubenssätze, eine individuelle Persönlichkeitsstruktur und gewisse Erwartungen. Auf Grundlage dieser Dinge, die uns selbst so einzigartig machen, wählen wir auch unseren Partner. Das bedeutet, bereits die Partnerwahl spiegelt unsere eigenen – teils unerfüllten – Bedürfnisse und Werte wieder. Doch die Partnerwahl ist nur ein kleines Bruchstück des Spiegels, den unsere Beziehung uns vorhält.
In jeder Beziehung kommt es zu Konflikten oder Streitigkeiten. Insbesondere diese können uns aber dabei helfen, die Beziehung oder auch sich selbst als Person weiterzuentwickeln. So fallen uns negative Angewohnheiten am Partner besonders auf, aber unsere eigenen negativen Rituale sind meistens durch die Kunst der Gewöhnung in unser Unbewusstsein gerutscht. Machen wir nun dem Partner Vorwürfe oder üben Kritik an ihm/ihr, ist es immer hilfreich, sich dabei auch selbst zu hinterfragen. Sind diese Vorwürfe nun berechtigt oder spiegeln sie eher mein eigenes Inneres wieder? Oder kann ich vielleicht über meine Art der Kritik auch etwas über mich selber lernen? Nehmen wir als Beispiel, dass ich meinen Partner wiederkehrend kritisiere, da er sich zu sehr um sich selbst kümmert und mir zu wenig Aufmerksamkeit schenkt.

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Der Partner als Spiegel des eigenen Selbst

Vorwürfein der Beziehung

Wogegen diese Vorwürfe auf der einen Seite sehr berechtigt sein könnten, könnte es aber auch etwas über einen selbst aussagen – insbesondere, wenn dies ein häufiger Kritikpunkt ist oder der Partner ihn komplett von sich weist. So könnte dieser Vorwurf beispielsweise für mich bedeuten, dass ich vielleicht zu wenig um mich kreise; den sozialen Kontakt zu anderen beziehungsweise zu meinem Partner brauche; oder möglicherweise auch zu hohe Erwartungen an meinen Partner habe. Der Partner könnte wiederum daraus lernen, dass er/sie sich vielleicht bewusster werden darf und versuchen kann, sich mehr in den anderen einzufühlen oder mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Wichtig dabei ist, dass die Vorwürfe oder Kritikpunkte am Partner nicht unberechtigt sein müssen oder man stets die Schuld bei sich suchen müsste – nein, sondern es geht darum, die Botschaft aus solchen Konfliktpunkten zu lesen. Im Partner und insbesondere in Interaktion mit ihm/ihr, findet man viel von einem selbst wieder; beginnend mit der Partnerwahl. Wähle ich häufig dominante Partner, habe ich vielleicht ein Bedürfnis nach Schutz und Führung.

 

Schwachpunkte in der Beziehung finden

So kann man oft unentdeckte Aspekte über die eigene Person oder auch Schwachpunkte entdecken, welche durch den Partner und gesunde Selbstreflexion zum Vorschein kommen. Das führt zwar anfangs oft zu negativen Gefühlen, wenn der Partner einem ständig (auch unbewusst) die wunden Punkte vor Augen führt; hilft uns aber eigentlich nur in der persönlichen Entwicklung und führt, bei gemeinsamer Bewältigung, zu einer gestärkten Beziehung. Daher soll die zentrale Botschaft hier lauten: Mut zur Selbstreflexion! Es kann stets eine Chance sein, sich selbst oder eigene Verhaltensweise im Partner wiederzuerkennen. Gemeinsam kann man mit liebevoller Unterstützung des Partners aber an eigenen Baustellen arbeiten und sich so als Paar zusammen weiterentwickeln.

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