Woher weiß ich, was ich im Leben will?

Schon als Kind wussten wir, was wir später einmal werden wollen. Wenn ich groß bin will ich Tierarzt werden! Oder Bauarbeiter, oder Polizist, oder Sänger oder das, was die Mama ist. Wenn wir doch als Kind schon so feste Vorstellungen von unserem späteren Leben hatten, warum wissen wir teilweise nicht einmal mit 30 Jahren, was wir eigentlich im Leben wollen?

Wenn zusätzlich noch das eigene soziale Umfeld seine Lebensziele geradlinig zu verfolgen scheint, bereitet dies noch mehr Druck. Alle wissen, was sie wollen, nur ich nicht!

Als Kind voller Pläne, als Erwachsener planlos

Kinder haben meist noch ein sehr enges Konzept von Vorstellungen bezüglich der eigenen Zukunft. Wenn Sie einem Kind erklären, dass es genauso gut Germanistik oder Tourismusmanagement studieren könnte, würden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit verständnislose Blicke ernten. Kinder haben noch keinen Überblick hinsichtlich der Breite an Möglichkeiten, die das Leben bietet. Genauso wenig beziehen sie hinderliche Faktoren, die eigenen Finanzen oder sonstige Rahmenbedingungen mit ein. Das, was am meisten zählt, ist der Spaß. Klingt der Beruf interessant? Verkleide ich mich an Karneval gerne als Polizist? Dann fällt die Entscheidung oft nicht schwer.
Als Erwachsener sind Sie vor eine Menge weiterer Fragen gestellt. Es ist nicht mehr so einfach, abzuwägen, was im Rahmen des Realistischen und des Möglichen ist und dabei gleichzeitig eine Vielzahl anderer Faktoren einzubeziehen: Wie ist meine finanzielle Lage, wie ist meine Wohnsituation, welche Fähigkeiten habe ich, wie ist meine familiäre Situation, und wie passt all das zu meinen Interessen?
Nicht nur berufsbezogen haben Menschen Schwierigkeiten, sich auf einen Weg festzulegen. Auch was Familie und Kinder betrifft, oder Hobbys und eigene Selbstverwirklichung ist es schwer, herauszufinden, was man denn überhaupt im Leben will. Manche scheinen bereits in ihren Teenagerjahren einen vollständigen strukturierten Plan für ihr Leben entwickelt zu haben, andere hüpfen im Alter von 40 Jahren von einem Beruf zum nächsten, und weitere werfen ihre Lebenspläne mit 25 wieder komplett über den Haufen.

Müssen wir unser Leben überhaupt planen?

Ist es denn schlimm, keinen Plan zu haben? Wir machen uns im Leben schon genug Druck; vergleichen uns mit anderen, die scheinbar das perfekte Leben haben und fragen uns, warum denn ausgerechnet wir hinterherhinken. Dabei ist all das meist viel mehr Schein als Sein: Auch das perfekte Leben sieht nur von außen so aus. Jeder hat seine persönlichen Probleme, die er nicht mit anderen teilt. Wenn etwas nicht so läuft wie geplant oder manchmal auch einfach kein Plan vorhanden ist, ist das mit Schuld- und Schamgefühlen behaftet. Das Paradoxe daran: Es geht fast jedem von uns einmal so. Etwas läuft nicht nach unseren Vorstellungen, geht schief oder wir scheitern in unserer Lebensplanung. Dabei gehört Scheitern zum Leben dazu und ist sogar notwendig, um Problemlösefertigkeiten aufzubauen. Außerdem bietet uns Neuorientierung oft neue Chancen, an die wir bisher vielleicht noch nicht gedacht haben.
Selbst wenn Sie jetzt sagen: Aber mein halbes Leben ist verstrichen und ich habe immer noch keinen Plan!  – brauchen Sie denn einen Plan? Aus allen Ecken hören wir, dass Lebensziele für ein sinnhaftes Leben notwendig sind und ein Leben ohne Plan nicht funktioniert. Dabei muss das nicht stimmen. Es kann viel mehr ein individuelles Thema sein – wenn Sie wissen, was Ihnen aktuell und im Moment wichtig ist und was Sie anstreben, ist das vielleicht schon genug Ziel. Vielleicht schafft Ihnen genau diese Spontanität und Offenheit ja den Sinn im Leben, nach dem Menschen mit einem „Plan“ jahrelang suchen. Also lehnen Sie sich auch mal zurück und genießen Sie die Reise. Man kann nie planen, wohin genau einen das Leben bringen wird.

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