Der innere Kritiker: Wenn Selbstkritik schädlich wird

Selbstzweifel – jeder kennt sie. Diese innere, nagende Stimme, die uns immer wieder sagt, dass wir nicht gut genug sind, dass wir alles falsch machen und den Erwartungen anderer nicht gerecht werden. Was kann ich eigentlich?, War ja klar, dass das schon wieder nicht klappt, Streng dich mal mehr an, so schwer ist das ja nicht! – diese Sätze oder ähnliche haben viele Menschen schon einmal zu sich gesagt oder zumindest gedacht. In der Psychologie wird diese Stimme im Kopf, welche uns ständig kritisiert und an uns herumnörgelt, der innere Kritiker genannt. Der innere Kritiker meldet sich immer, wenn wir den Erwartungen, die wir oder andere an uns stellen, nicht gerecht werden. Manch einer würde jetzt fragen: Und wo ist das Problem – Selbstkritik ist doch wichtig, um sich verbessern zu können?

Gegen eine kritische Reflexion seines eigenen Handelns ist auch nichts einzuwenden. Doch der innere Kritiker ist meistens deutlich pessimistischer als eine nüchterne, sachliche Selbstreflexion. Seine innere Stimme stellt viel höhere Ansprüche an uns, als wir – realistisch betrachtet – bewältigen können. Außerdem kann sie sehr abwertend, sogar beleidigend gegenüber der eigenen Person sein (War ja klar, dass du es wieder versaust!) und wenn sie zu ernst genommen wird, ernsthafte Schuldgefühle, Selbstzweifel und Verunsicherung verursachen.

Wer ist der innere Kritiker?

Die Hintergründe dafür, was der innere Kritiker uns mitteilt, liegen meist tief verankert in unseren Grundannahmen und in unserem Selbstkonzept. Was wurde uns schon früh in der Kindheit vermittelt? Was betrachten wir als wichtig und unwichtig? Aussagen wie „Wer weint, ist schwach“ oder „Streng dich an, dann wirst du vielleicht auch mal so gut wie dein Bruder“ prägen unseren Selbstwert und geben unserem inneren Kritiker Futter. Wenn wir also beispielsweise Weinen müssen, aber stets gelernt haben, dass Weinen ein Zeichen von Charakterschwäche ist, meldet sich der innere Kritiker zu Wort: Andauernd weinst du. Was ist jetzt wieder so schlimm sein? Das ist ja wieder typisch für dich, du Heulsuse! Reiß dich zusammen! Doch auch Vergleiche mit anderen und gesellschaftliche Erwartungen füttern den inneren Kritiker. Er reflektiert die Ängste, Zweifel und die negativen Überzeugungen in Bezug auf uns selbst und unsere Fähigkeiten, welche sich im Laufe unseres Lebens implizit geformt haben – ohne, dass wir uns vielleicht darüber bewusst sind.

 

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Ernstzunehmende Selbstkritik oder nur Selbstzweifel – was ist was?

Der innere Kritiker gibt immer uns die Schuld, sobald etwas schiefgeht. Er ist nicht objektiv und sachlich, sondern harsch und unfair. Er führt dazu, dass wir uns selbst niedermachen, uns weniger zutrauen und letztendlich uns selbst und die Entwicklung unserer Fähigkeiten durch Versagensängste hemmen. Selbstkritik ist dagegen wichtig, um uns selbst verbessern, aus Fehlern lernen und uns weiterentwickeln zu können. Wie unterscheidet man nun zwischen destruktiver und konstruktiver Kritik?
Destruktive Kritik durch den inneren Kritiker ist meistens sehr abwertend formuliert und oft allgemein gehalten. Du schaffst das nie! Du bist ein Versager! Wenn Sie Worte zu sich sagen, welche Sie niemals zu einem Mitmenschen oder einem Freund sagen würden, steht die Chance gut, dass es sich hierbei um den inneren Kritiker handelt. Er stellt unsere Fähigkeiten vollumfänglich infrage, redet uns klein und führt zu der Angst, Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Funktionale Selbstkritik dagegen ist meist relativ konkret und zielt auf eine positive Entwicklung oder Verbesserung ab, beispielsweise: Auf den Vortrag hattest du dich nicht ausreichend vorbereitet. Beim nächsten Mal solltest du dir ein bis zwei Tage mehr Zeit dafür nehmen.
Lassen Sie sich also nicht von Ihrem inneren Kritiker unterbuttern und glauben Sie Ihm keinesfalls jedes Wort! Im nächsten Beitrag erfahren Sie zudem konkrete Tipps, wie man den inneren Kritiker zum Schweigen bringt und den richtigen Umgang mit Selbstzweifeln erlernt.

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