Die meisten Menschen wissen sehr gut, was sie nicht können. „Ich kann nicht kochen“, „Ich kann nicht singen“, „Ich bin keine organisierte Person“. Derartige Sätze über die eigene Unfähigkeit hören wir oft oder sagen sie selber. Unsere Schwächen können wir klar benennen. Eigene Fehler fallen einem selbst schnell auf und bleiben im Gedächtnis – die eigenen Stärken dagegen eher weniger. Den Gedanken Das war jetzt aber ein Fehler haben die meisten Menschen sehr viel häufiger im Kopf als den Satz Das habe ich aber gut gemacht. Viele unserer Fähigkeiten nehmen wir als Selbstverständlichkeit hin und schreiben ihnen viel weniger Bedeutsamkeit zu als unseren Schwächen. Man selbst ist sein größter Kritiker – dieser Satz ist nicht umsonst so bekannt.
Spätestens bei Vorstellungsgesprächen müssen Sie sich damit auseinandersetzen, was Sie gut können und was Ihnen eher weniger liegt. Doch auch abseits des Berufslebens empfiehlt es sich, Gedanken über seine Stärken und Fähigkeiten zu machen. Warum? Nun ja, einerseits stärkt es unser Selbstwertgefühl und schafft ein positives Selbstbild. Über unsere Schwächen sind wir uns bewusst und werden auch im Alltag daran erinnert. Kaum ein Mensch denkt so oft an seine Stärken, wie er an seine Schwächen denkt.
Zudem lernen Sie sich selbst besser kennen, wenn Sie sich aktiv mit Ihren Stärken auseinandersetzen. Und Menschen, die sich selbst kennen, können selbstbewusster auftreten, setzen ihre Fähigkeiten zielgenau ein und können diese so zu ihren Gunsten nutzen.

Um sich Ihren Stärken bewusst zu werden, ist es zunächst notwendig, sich selbst als Person besser kennenzulernen. Finden Sie heraus, was Ihre Interessen sind, was Sie an sich selbst mögen und auch, was Ihre Freunde und Bekannten an Ihnen schätzen.
Starten Sie mit einem Brainstorming: Erstellen Sie eine Mindmap mit möglichst vielen Schlagworten. Was macht Sie aus, welche Adjektive beschreiben Sie treffend? Was sind Ihre Hobbys, was sind Ihre Werte? Welche Erfolge hatten Sie im Leben? Was fällt Ihnen besonders leicht? Schreiben Sie frei heraus alles auf, was Ihnen in den Sinn kommt. Wenn Sie dann ein Blatt voller Begriffe vor sich haben, werden sich Ihre Stärken herauskristallisieren.
Nutzen Sie auch Listen aus dem Internet als Unterstützung: Eine kurze Google-Suche zu Was sind Stärken reicht aus, um Auflistungen von hunderten verschiedenen Fähigkeiten und Stärken zu erhalten. Sei es Analysefähigkeit, Zielstrebigkeit, Organisationstalent, Empathie, … suchen Sie sich mindestens fünf Begriffe aus, die auf Sie zutreffen.
Auch das Urteil von anderen kann Inspiration bieten. So können Sie beispielsweise den besten Freund oder den Partner nach Ihren Stärken befragen. Wählen Sie diese Option jedoch eher als letztes. Es ist wichtig, dass Sie sich durch einen eigenen Denkprozess über Ihre Stärken bewusst werden. Letztendlich kommt es schließlich darauf an, wie Sie sich selbst wahrnehmen und weniger, wie andere Sie beurteilen.

Manche Menschen behaupten steif und fest, dass sie keine Stärken hätten. Das ist schlicht und einfach nicht wahr. Einen Menschen, der nichts gut kann, existiert nicht. Genauso wie jeder Mensch Fehler hat, hat auch jeder einzelne von uns Talente. Scheuen Sie sich nicht, sich selbst zu loben. Viele Ihrer Eigenschaften können auch durch Umformulierung eine Ihrer Stärken sein: Sind Sie nur stur oder bleiben Sie stets am Ball und sind durchsetzungsfähig? Ändern Sie Ihre Perspektive und betrachten Sie sich aus einem wohlwollenden Blickwinkel.
Dabei geht es hier nicht einmal darum, sich selbst in möglichst gutes Licht zu rücken – es ist vielmehr ein Akt der Selbstreflexion und des Bewusstseins über sich selbst. Wenn Sie wissen, wer Sie sind und was Sie können, ist Ihr Selbstbild weniger von den Urteilen anderer Personen beeinflussbar. Nur jene, die sich selbst kennen, können Ihr Leben optimal gestalten: Wer sich über seine Stärken und Schwächen bewusst ist, kann diese gezielt einsetzen und sich so die Bedingungen schaffen, die am besten zu seiner Persönlichkeit passen.