Attribution und warum es uns glücklich macht, wenn wir nicht uns die Schuld geben
Jeder kennt es: Manchmal läuft im Leben einfach etwas schief, man vergisst die Abgabefrist für ein Projekt oder fällt durch eine wichtige Prüfung. Aber wie oft geben Sie sich selbst die Schuld, wenn Dinge schiefgehen? Sagen Sie bei einer schlechten Note „Ich kann einfach keine Statistik“ oder sagen Sie „Die Aufgaben waren diesmal wirklich schwierig gestellt“? Diese verschiedenen Begründungen nennt man Attribution. Wie wir attribuieren ist zentral für unser Wohlbefinden.
Attributionen sind, simpel formuliert, Ursachen, die wir bestimmten Ereignissen zuschreiben – was denken wir, warum etwas so ist wie es ist? Diese Ursachenzuschreibung sind in den meisten Fällen keine Tatsachen oder überprüftes „wirkliches“ Wissen, sondern unsere eigene, individuelle Einschätzung. Daher attribuiert auch jeder Mensch unterschiedlich. Der US-Psychologe Harold Kelley stellte die sogenannte Attributionstheorie auf, welche bis heute vielfältig Anwendung in Modellen zu Motivation, Erfolg, Selbstwert und allgemein Personal Coaching findet. Gerade daher ist folgende Frage wichtig:
Wem (oder was) geben wir die Schuld?
Es gibt zwei grundlegende Arten von Attribution: den Ort der Ursachenzuschreibung: external oder internal sowie die Stabilität der Ursache: stabil oder variabel
Externale Attribution bedeutet, die Ursachen in äußerlichen Faktoren wie dem Wetter, der Aufgabenstellung oder dem Zufall zuzuschreiben. Internale Attribution zielt dabei auf persönliche Faktoren wie Fähigkeit, Können oder Anstrengung ab. Ist eine Ursache stabil, ist sie unveränderbar, wie beispielsweise die eigene Fähigkeit oder die Intelligenz. Variabel dagegen sind Dinge wie Anstrengung oder Motivation.
Laut wissenschaftlichen Belegen existiert tatsächlich eine Form der Attribution, welche zu einer höheren intrinsischen Motivation sowie einem erhöhten Selbstwert führt: die externale, variable Ursachenzuschreibung bei Misserfolgen und internale Ursachenzuschreibung bei Erfolgen. Bei Misserfolgen könnte man also sagen „Ich habe heute schlecht geschlafen und habe deswegen nicht so lange joggen können“ und bei Erfolgen „Ich bin sportlich und habe mich angestrengt, daher bin ich heute eine lange Strecke gejoggt“.
Wie beeinflusst unsere Art der Ursachenzuschreibung unser Selbstvertrauen?
So machen wir uns selbst (unsere Fähigkeit oder Anstrengung) für Erfolge verantwortlich und andere Umstände für Misserfolge – in Folge trauen wir uns mehr zu und sind motivierter. Nachgewiesenermaßen macht es Menschen glücklicher, wenn sie die Ursachen von Ereignissen nicht den Faktoren der Person zuschreiben, sondern den Faktoren der Situation. Dies ist auch enorm hilfreich in zwischenmenschlichen Beziehungen. Also beispielsweise „Wegen dem schlechten Wetter hatte mein Partner Kopfschmerzen und war deswegen nicht so gut drauf“ statt „Mein Partner ist sehr launisch und meckert immer an allem herum“.
Dabei geht es nun nicht darum, die Verantwortung grundsätzlich von sich zu weisen – es ist vielmehr wichtig, die Verantwortung für unsere Handlungen zu übernehmen und uns nicht auf absurde Ausreden zu berufen. Stattdessen sollten wir unsere Art und Weise der Ursachenzuschreibung überdenken. Indem wir statt „Ich kann das einfach nicht“ die Einstellung „Ich kann das noch nicht“ übernehmen, mindern wir nicht unsere Fähigkeit, sondern ermutigen uns zu mehr Anstrengung. Diese kleine Änderung in der Denkweise kann eine bedeutende Auswirkung haben.