Jeder ist sich selbst der Nächste – warum Selbstfürsorge wichtig ist
Wie wichtig sind Sie sich selbst? Wie nett sind Sie zu sich selbst? Wie gut gehen Sie mit sich und Ihrem Körper um? Es ist ein verbreitetes Phänomen, insbesondere bei Frauen, dass andere immer besser behandelt werden als man selbst. Das Kind wird rechtzeitig schlafen gelegt, beim Partner wird auf gesunde und ausreichende Ernährung geachtet und den Freundinnen gibt man den Ratschlag, zuerst mal für sich selbst zu sorgen. Nur man selbst lässt das Frühstück gerne mal ausfallen, arbeitet bis Mitternacht und vernachlässigt die eigenen Bedürfnisse. Sich selbst genauso liebevoll behandeln – ist das nicht egoistisch?
Was tut ein Mensch, der sich gut behandelt? Der sich darin übt, nicht nur für andere, sondern genauso für sich selbst zu sorgen? Und warum ist es überhaupt wichtig, sich in Selbstfürsorge zu üben?
Selbstfürsorge ist „out“
Leider ist es weit verbreitet, die eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Man erntet Lob, wenn man die Arbeit an erste Priorität stellt, früh schlafen gehen ist „langweilig“ und ausgelassene Mahlzeiten sowie das Funktionieren mit einer Tasse Kaffee bei einem 8-Stunden-Arbeitstag wird mit einem bewundernden „Wow, wie schaffst du das nur“ von den Kollegen quittiert. Erscheint man krank zur Arbeit, so ist das mittlerweile normal – wer bleibt schon lediglich mit Husten und Schnupfen zuhause? Ansteckungsgefahr? Naja, Hauptsache, die Aufgaben werden erledigt.
Wir behandeln uns selbst schlechter, als wir es mit unserem liebsten Haustier tun würden. Unausgewogene und mangelhafte Ernährung, durch Leistung und Arbeit erst unseren Schlaf „verdienen“… Würden Sie Ihrer Katze kein Frühstück geben, weil Ihre Arbeit wichtiger ist? Oder sie am Schlafen hindern, da sie heute nicht genug Mäuse gefangen hat? Würden Sie Ihrer besten Freundin raten, das Essen ausfallen zu lassen, um mehr arbeiten zu können? Höchstwahrscheinlich nicht. Warum behandeln Sie sich selbst also so viel schlechter?
Warum ist es wichtig, mit sich selbst fürsorglich umzugehen?
Man ist sich selbst am Nächsten: Wer könnte unsere Bedürfnisse besser kennen und besser für uns sorgen, als wir selbst? Warum vernachlässigen wir unsere Gesundheit und schaden uns körperlich, um dem Arbeitgeber ein minimal höheres Einkommen zu bescheren? Ist es das wirklich wert, potenziell schlimmer zu erkranken, nur um einen weiteren Tag zur Arbeit kommen zu können und vielleicht ein Lob für Ihr Durchhaltevermögen zu erhalten?
Auch wenn Sie Ihre Arbeit lieben, täte es Ihnen viel besser, sich ausreichend Pausen zu gönnen und vollständig zu erholen. Im Energiesparmodus aufgrund von Krankheit oder fehlenden Mahlzeiten werden Sie keine wirklich gute Leistung erbringen können. Sie mögen zwar kurzfristig etwas mehr Arbeit geschafft haben oder die Pause durchgearbeitet haben, aber dafür fallen Sie vielleicht langfristig mehrere Wochen aufgrund von Burnout oder Krankheit aus.
Selbstfürsorge beginnt im Alltag und mit Ihren Grundbedürfnissen. Essen und Trinken Sie genug, schlafen Sie sieben bis acht Stunden pro Tag und schützen Sie Ihre Sicherheit und Gesundheit. Behandeln Sie sich selbst wie den Menschen, der Ihnen am wichtigsten ist. Gehen Sie liebevoll mit sich um. Sie dürfen sich selbst wichtig sein – das ist weder egoistisch noch narzisstisch. Tun Sie Ihrem Körper und Geist regelmäßig etwas Gutes: Belohnen Sie sich, nehmen Sie ein Bad, versorgen Sie sich mit leckerem und nährstoffreichem Essen. Selbstschädigende Verhaltensweisen sind jedoch leider gesellschaftlich akzeptierter als selbstfürsorgliches Verhalten, weshalb sich das „Auf-sich-selbst-achten“ erstmal komisch anfühlen kann. Doch nur wer ausreichend für sich selbst sorgt, kann danach auch für andere sorgen.