Kann man lernen, sozial kompetent zu werden?

Fühlen Sie sich oft überfordert in sozialen Situationen? Wissen Sie nie, wie Sie mit anderen Leuten ein Gespräch beginnen sollen? Werden Sie oft übersehen und trauen sich nicht, Ihre Meinung zu äußern? Oder geraten Sie vielleicht schnell mit anderen Menschen aneinander?
Wenn Sie sich in einer der Fragen wiederfinden, sind Sie keineswegs allein. Nur sehr wenige Menschen weisen eine rundum beinah perfekte Sozialkompetenz auf und wissen stets, wie sie sich im Kontakt mit anderen Menschen zu verhalten haben. Die meisten fühlen sich zumindest in einigen sozialen Situationen unwohl oder haben Schwierigkeiten, die passenden Worte zu finden. Wie bei fast allen Dingen im Leben, die wir gerne ändern möchten, oder Fähigkeiten, die wir erlernen wollen, können wir auch hier unsere sozialen Kompetenzen aktiv trainieren.
Dafür existieren sogar eigens entwickelte sogenannte „Soziale-Kompetenz-Trainings“. Das vermutlich bekannteste Trainingsprogramm wurde von den Psychologen Rüdiger Hinsch und Ulrich Pfingsten entwickelt. Es soll Menschen, welche ihre sozialen Kompetenzen verbessern wollen, mithilfe von Rollenspielen gezielt bei den Situationen helfen, wobei sie noch Schwierigkeiten haben.

Das Soziale-Kompetenz-Training – welche Situationen fallen Ihnen schwer?

Hinsch und Pfingsten gliederten zahlreiche soziale Situationen in drei prototypische Arten, in denen sich soziale Kompetenzen trainieren lassen:
  1. Ihr Recht durchsetzen: Dabei geht es darum, seine eigene Meinung zu äußern und sein Recht durchsetzen zu können – beispielsweise, ein Gericht im Restaurant zurückgehen zu lassen, wenn es nicht schmeckt. Dies erfordert das richtige Maß an Durchsetzungsfähigkeit, wobei man aber stets Freundlichkeit und Respekt bewahren sollte.
  2. Ihre Beziehungen aufbauen: Gefühle und Bedürfnisse werden offen kommuniziert. Kein Interaktionspartner braucht oder fordert etwas vom Gegenüber ein. Hier geht es beispielsweise darum, zu kommunizieren, dass Sie sich bei der letzten Familienfeier übergangen gefühlt hatten. Gegenseitiges Verständnis ist dabei die Grundlage.
  3. Um Sympathie werben und Kontakt aufnehmen: Das Ziel ist es, dem Gegenüber sympathisch zu sein. Dies ist insbesondere nützlich in Situationen, wo Sie einen Gefallen benötigen, beispielsweise eine schnellere Bearbeitung ihrer Unterlagen durch einen Sachbearbeiter. Diese Kompetenz ist aber genauso wichtig in Situationen, wo sie fremde Leute ansprechen oder neue Kontakte knüpfen wollen.
Welche Situation fällt Ihnen noch schwer? Können Sie vielleicht schon Ihr Recht durchsetzen, aber haben Probleme damit, sich gegenüber anderen zu öffnen und Ihre Bedürfnisse mitzuteilen? Hinsch und Pfingsten erschufen dafür eine Handvoll Beispielsituationen, mithilfe dieser man seine Kompetenzen in einem Rollenspiel trainieren kann.
Soziale Kompetenz bedeutet aber nicht ausschließlich, seine Schüchternheit zu überwinden. Manch einer wird auch schnell laut oder verliert die Fassung, wenn der Gegenüber eine andere Meinung vertritt als man selbst. Dann gilt es, vor allem Kompetenzen hinsichtlich Ruhe bewahren und freundlich zu bleiben zu trainieren.

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Soziale Kompetenzen im Alltag trainieren

Sie können Ihre Sozialkompetenz auch im Alltag verbessern. Der Knackpunkt dabei ist, so oft es geht, über seinen eigenen Schatten zu springen. Stellen Sie sich Situationen, die Ihnen Angst machen. Gehen Sie beispielsweise auf der nächsten Firmenfeier auf eine große Gruppe von Kollegen zu und klinken Sie sich ins Gespräch ein. Wenn Sie noch einen Schritt weitergehen wollen, lassen Sie sich in einem exklusiven Modegeschäft ausführlich beraten und diverse Artikel zeigen, kaufen Sie aber schlussendlich nichts. Auf beide Arten und Weisen lernen Sie, Hemmungen abzubauen und können in Zukunft mit einer deutlich größeren Leichtigkeit in sozialen Situationen agieren. Je peinlicher die Situation und je mehr Überwindung es Sie kostet, umso stärker der Effekt.
Vergessen Sie bei all dem nicht, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat. Jeder einzelne Mensch hat Unsicherheiten und fühlt sich auch mal inkompetent – selbst, wenn man es ihm nicht ansieht. Gehen Sie daher gelassen in Situationen, die Ihnen Angst machen. Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich fast nie – wenn Sie sich aus Angst stets selbst zurückhalten, hindern Sie sich jedoch daran, schöne Erfahrungen zu machen.

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